Wer sein Berufsleben den Tieren widmet, muss sie lieben. Rommy Los, Geschäftsführer der Organisation Zürcher Tierschutz streichelt den kleinen Zino und sagt: «Der Kater ist mit der gesamten verwilderte Katzenfamilie zu uns gekommen. Wir haben sie medizinisch versorgen lassen, haben sie geimpft, Parasiten behandelt etc., und vor allem haben wir sie an uns Menschen gewöhnt. Das ist wichtig, damit wir die Jungen an Familien vermitteln können.»
Rommy Los war drei, vier Jahre alt, als er sein erstes Tier im Arm hielt. «Es muss unsere Katze gewesen sein», erinnert er sich und sagt: «Noch heute erzeugt das Kuscheln mit einem Tier sofort ein beruhigendes, warmes und friedliches Gefühl. Nach wie vor empfinde ich es als ein Geschenk, wenn mir ein Tier Zuneigung und Vertrauen schenkt, wenn es sich von mir streicheln lässt.»
Zu Hause ist es derzeit die fünfeinhalbjährige Hündin Lou, die für viel tierische Freude sorgt. «Sie wurde mit drei Monaten als Findeltier am HB Zürich in einem Karton gefunden. Nehme ich sie mit ins Tierheim, ist sie ‹The Boss›. Klein und fein, aber immer mit Vollgas – egal ob drinnen oder auf dem Spaziergang.»
Seit März 2013 arbeitet Rommy Los als Vorsitzender der Geschäftsleitung und Leiter des Tierheims beim Zürcher Tierschutz. Aufgewachsen ist er mit Katzen und Kaninchen, eine Zeit lang wohnte er auf einem Pferdehof und hatte immer Kontakt zu befreundeten Bauern. So verwundert es nicht, spielen die Tiere und ihr Schutz in seinem Leben eine wichtige Rolle.
Berücksichtigungen im Testament sind für uns zentral
Herr Los: Welche Aufgaben nimmt der Zürcher Tierschutz wahr?
Rommy Los: Der Zürcher Tierschutz setzt sich seit über 160 Jahren für den Schutz von Tieren ein. Der Alltag des Menschen ist eng mit Tieren verknüpft. Als Tierhalter oder Nutzniesser tierischer Produkte tragen wir eine grosse Verantwortung. Der Zürcher Tierschutz vermittelt umfassende Informationen zur Heimtierhaltung, geht gemeldeten Tierschutzfällen nach, hat Einsitz in der kantonalen Tierversuchs- und Tierschutzkommission, bietet Jugendtierschutzprogramme an und betreibt öffentlichkeitswirksame Kampagnen zum Schutz von Heim-, Pelz-, Versuchs-, Nutz- und Wildtieren und betreibt neben dem Beratungstelefon ein modernes Tierheim.
Wie finanzieren sie sich? Erhalten Sie staatliche Beiträge?
Als privater Verein finanzieren wir uns ausschliesslich durch Spenden, da wir keinerlei Subventionen erhalten.
Dann sind für Sie Einnahmen aus Erbschaften, Legaten überlebenswichtig?
Für unsere Arbeit sind Berücksichtigungen im Testament von zentraler Bedeutung. Sie ermöglichen es uns, langfristige und somit oftmals auch schwierige Tierschutzprojekte erfolgreich anzugehen. Erbschaften sind die Basis für einen grossen Anteil unserer Tierschutzarbeit.
Können Sie die Menschen beschreiben, die Ihrer Organisation eine Erbschaft vermachen?
Die Menschen, die uns in ihrem Testament berücksichtigen, sind so unterschiedlich wie ihre Testamente. Eines aber haben alle gemeinsam: Sie verspüren eine grosse Liebe für Tiere und möchten mit ihrem Testament sicherstellen, dass wir uns in ihrem Sinne für den Schutz von bedürftigen Tieren einsetzen.
«Ich möchte mich bei allen Spendern bedanken können»
Was motiviert diese Menschen dazu?
Bei vielen war der Tierschutzgedanke und die Bereitschaft, Tieren zu helfen, schon immer Teil des Lebens. Mit ihrem Nachlass können sie dieses Engagement über ihr Leben hinaus fortführen. Bei anderen stellte sich die Frage vielleicht erst beim Erstellen des Testaments, als es darum ging, zu entscheiden, wer was erhalten soll.
Angehörige sind oft gut versorgt.
Genau: Heutzutage sind die Kinder oder Familienangehörigen oft finanziell schon gut abgesichert, sodass ein Teil des angesparten Vermögens ebenso für andere sinnvolle Zwecke eingesetzt werden kann. Vom Grundsatz her bin ich davon überzeugt, der Mensch tut gerne Gutes, wenn es ihm möglich ist.
Gibt es ebenso Spenderinnen/Spender, die Ihre Organisation berücksichtigen und die Sie vorher gar nicht gekannt haben?
Das kommt leider öfters vor. «Leider» deswegen, weil ich mich bei den Menschen, die sich für eine solch wertvolle Art der Unterstützung entschlossen haben, gerne persönlich bedanken möchte. So können in einem Gespräch dann auch thematische Präferenzen im Tierschutz besprochen werden, für welche sich der Erblasser, die Erblasserin besonders interessiert und einsetzen möchte.
Die Wichtigkeit des Testaments aufzeigen
Wie können Sie Spenderinnen und Spendern die Testamentsspende nahebringen, ohne pietätlos zu wirken?
Ein Testament aufzusetzen ist eine sehr persönliche Entscheidung, die gründlich überlegt werden muss. Man kann niemanden überreden, spontan ein Testament zu machen. Wir bieten Menschen eine Hilfestellung für das Verfassen eines rechtssicheren Testaments, um persönliche und individuelle Bedürfnisse im Nachlass zu berücksichtigen und Herzensangelegenheiten über das Leben hinaus zu unterstützen.
Und da decken Sie ein Bedürfnis?
Ob jemand eine Non-Profit-Organisation unterstützen möchte oder nicht, kann nur er oder sie entscheiden, und das ist auch richtig so. Wir schaffen lediglich das Bewusstsein für die Wichtigkeit eines Testamentes und zeigen auf, welche Möglichkeiten bestehen.
Zum Abschluss: Herr Los, haben Sie Ihr «letztes Büro»/Testament schon gemacht?
Ja, das habe ich.
Der Tierschutz rettete Zino und Co. das Leben
Kater Zino will sich aus der Umarmung befreien und zurückklettern auf den Katzenbaum zu seinen Geschwistern. Was wäre wohl mit den süssen Kätzchen passiert, hätten Tierfreunde sie nicht dem Zürcher Tierschutz gebracht? Nicht auszudenken. Mittlerweile sind alle gerettet, in Topform und nicht mehr schüchtern. Das Team von Rommy Los findet bestimmt tolle Plätzchen für die Miezekatzen.
Interview: Martin Schuppli, Fotos: Paolo Foschini
Der Zürcher Tierschutz ist Partner von DeinAdieu. Hier finden Sie das Profil.