Beginnt das Leben, wenn das Herz eines 22 Tage alten Embryos erste Kontraktionen zeigt? Oder wenn Spezialisten beim wenige Wochen alten Ungeborenen erste Hirnströme messen? Beginnt ein Leben gar viel früher? Beginnt es dann, wenn das Spermium eines Mannes mit der Eizelle einer Frau verschmilzt? Wenn dem so ist, kann das Leben in einer Petrischale oder einem Reagenzglas beginnen. Beispielsweise im Fortpflanzungslabor von Professor Bruno Imthurn, Direktor des Kinderwunsch-Zentrums am Universitätsspital in Zürich. Deshalb wollte DeinAdieu von Fortpflanzungsmediziner Bruno Imthurn wissen:
«Herr Professor, wann beginnt das Leben?»
Bruno Imthurn: «Es ist wahrscheinlich einfacher zu definieren, wann das menschliche Leben endet, als zu sagen, wann es beginnt.
Leben wird gelegentlich mit Bewegung gleichgesetzt. Bei dieser Deutung von Leben könnten wir bereits Spermien als Beginn menschlichen Lebens bezeichnen. Aber das kann es meiner Meinung nach nicht sein. Sonst wären Männer regelmässig millionenfache Mörder.
Nützlicher scheint mir der Ansatz zu sein, wann, im Juristendeutsch, ein so genannt schützenswertes Leben beginnt. Einen maximalen Schutz verdienen sicher Menschen, die das Licht der Welt erblickt haben, also geboren wurden. So gesehen sinkt die Schutzwürdigkeit eines Neugeborenen kontinuierlich bis zum nicht mehr schützenswerten Spermium. Diesen Umstand gilt es bei biologischen, ethischen und juristischen Diskussionen zu beachten.
Als Fortpflanzungsmediziner kann ich mich nicht genauer festlegen. Ich habe leider keine präzisere Definition. Meine und die Aufgabe meines Teams ist es, kinderlosen Paaren, die bei uns Hilfe suchen, zu einem gesunden Baby zu verhelfen. Wenn ich – erfreulicherweise immer häufiger – helfen kann und ich dann der überglücklichen schwangeren Frau gegenübersitze, so bin ich überzeugt, es ist das beginnende Leben in ihr, das ihre Augen strahlen und ihr Herz heftiger schlagen lässt.»
Bearbeitung: Martin Schuppli | Foto: Bruno Torricelli
Das Kinderwunsch-Zentrum der Universität Zürich bietet bei ungewollter Kinderlosigkeit Informationen an, Beratungen, umfassende Vorabklärungen und verschiedene Therapien. Das Team um Klinikdirektor Prof. Bruno Imthurn wendet die modernsten Methoden an, die heute weltweit zur Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches zur Verfügung stehen. Und das mit grossem Erfolg. Das Kinderwunsch-Zentrum der Universität Zürich gehört zu den erfolgreichsten Zentren der Schweiz mit den wiederholt höchsten Schwangerschaftsraten.
Bei der Vorbereitung und Durchführung einer Kinderwunschbehandlung stehen Paaren Kooperationspartner aus den Bereichen Urologie und Genetik zur Verfügung sowie alle anderen Fachabteilungen des Universitätsspitals. Ebenso unterstützt das Kinderwunsch-Zentrum Paare im Umgang mit Belastungsfaktoren, die aus der ungewollten Kinderlosigkeit resultieren.
UniversitätsSpital Zürich
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Eine Antwort auf „«Herr Professor, wann beginnt das Leben?»“
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