«Ich habe im Birchegg bestimmt schon über 1000 Traueressen ausgerichtet», sagt Michele Casale, 69. Sein Restaurant liegt nahe des Zürcher Friedhofs Nordheim und gehört aus den verschiedensten Gründen zu den Zürcher In-Lokalen.
Seit 46 Jahren wirtet der 1962 eingewanderte Süditaliener im «Birchegg» nahe des Bucheggplatzes und unweit des Zürcher Radiostudios. Bei Michele geht ein und aus, wer gerne italienisch isst und die «fröhlich-rabiate» Art des Wirtes mag. Im Birchegg gibts weder Speisekarte noch Preisliste. Die Gäste essen, was Michele vorschlägt.
Traueressen meist am Nachmittag
Das gilt auch für die Leidmahle, Traueressen. Hier bietet Michele seinen Gästen drei verschiedene «Zvieriteller» an. «Meistens finden diese Essen in der Nachmittagspause statt. Zwischen 15 und 17 Uhr. Dann öffne ich das Restaurant natürlich. Habe also genügend Platz.»
Anfänglich war der italienische Wirt erstaunt, dass in der Schweiz, eine Trauergesellschaft nach der Bestattung isst und trinkt. Dass die Leute lachen, sich fröhlich unterhalten und das eine oder andere Glas Wein die Zungen lockert.
«Das ist in Süditalien nicht üblich», sagt Michele Casale. «Aber ich merkte schnell, dass so ein gemeinsames Zusammensitzen nach der Beerdigung gut tut. Es bringt Familien zusammen. Es vereint Menschen, die sich vielleicht lange nicht mehr gesehen haben. Zudem ist es doch schön, wenn alle noch einmal über den Verstorbenen reden können, sich Geschichten aus seinem Leben erzählen.»
«Für mich ist der Tod Erlösung oder Pech»
Natürlich findet es Michele Casale traurig, wenn jungen Menschen sterben oder wenn jemand verunfallt, also plötzlich gehen musste. «Manchmal ist der Tod eine Erlösung», sagt der Wirt. «Und manchmal einfach Pech.»
Das Trauermahl, auch Leichenschmaus, Leidmahl, Traueressen, Leichenmahl oder Totenmahl genannt, sei ein weltweit vorkommender Brauch und bereits in vorgeschichtlicher Zeit bekannt gewesen, lesen Interessierte im Internet. Es gehöre weltweit zu den am weitest verbreiteten Begräbnis-Ritualen.
Weiter heisst es bei Wikipedia: In Teilen des deutschsprachigen Raumes signalisiere der Leichenschmaus den Hinterbliebenen, dass das Leben weitergehe und der Tod nur eine Station des irdischen Lebens darstelle.
Nach Paul Bühlmanns Beerdigung, spielte eine Big Band
Natürlich hat Michele Casale schon die unterschiedlichsten Stimmungen an Leidmahlen erlebt. «Ich spende Trost, wenn Leute weinen, traurig sind, und ich bin fröhlich mit ihnen, wenn sie lachen, Musik machen.»
Eindrückliche Abschiede hat der Wirt einige erlebt. Die grösste Fete stieg im Juli 2000. Da spielte eine Big Band im Garten der Birchegg und Hunderte von Leuten verabschiedeten sich mit einem Fest vom Volksschauspieler Paul Bühlmann. «Madonna, das war eine Grande Fiesta.»
Text: Martin Schuppli | Foto: Bruno Torricelli
Restaurant Birchegg
Michele Casale
Wehntalerstrasse 119 | 8057 Zürich
Tel. 044 361 05 22 | www.birchegg.ch
Sonntag geschlossen
So berichtete Tele-Züri über Michele Casale => LINK
6 Antworten auf „Beim Traueressen dürfen die Gäste lachen und weinen“
Nur schade das die Betroffene oder der Betroffene nichts mehr davon mitbekommen hat.Futsch ist Futsch.
Er kann ja vorausplanen und Probeessen.
Dann weiss er wie Futsch ist gute Idee
Traueressen, Gräbt = ein Fest, das ist doch normal. Warum auch nicht lachen und fröhlich sein, Das eigene Leben geht weiter
Das ist gut so, solange nur Menschen anwesend sind, welche dem/der Verstorbenen in Lebzeiten nahe und zur Seite standen!
Me mues ja niid hüchle,weme vorhäär niid mit em/ere Verstorbne hed chöne lache u luschtig sii, haut niid as Gräbt,de musch dii ou niid Ufrege ?????