Wieso gibt es Altersarmut in der reichen Schweiz?
Paulo Oliveira, Geschäftsführer Remar Schweiz:
Bei der Altersarmut handelt es sich um ein verstecktes Phänomen: Unterschiedliche Schwierigkeiten und Schicksalsschläge wie Scheidung, gesundheitliche oder familiäre Probleme führen zur finanziellen Schieflage. Remar bietet seit rund sieben Jahren Armutshilfe an, und seit Corona hat sich die Situation deutlich verschlimmert. Wenn jemand aufgrund von höheren Mietzinsen und Strompreisen sowie einer teureren Mobilität in einer finanziellen Negativspirale steckt, braucht es nur einen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die betroffenen Menschen haben meist ihr ganzes Leben gearbeitet und bitten ungern um Hilfe. Sie empfinden oft Scham und fühlen sich als «zweitrangiger Mensch». Weil sie der Gesellschaft nicht zur Last fallen wollen – so ihre Wahrnehmung –, sind ältere Menschen manchmal sogar eher bereit, die Schweiz zu verlassen, als sich mit ihren Schamgefühlen zu konfrontieren.
Zudem kämpfen Armutsbetroffene generell mit Vorurteilen wie «Armut gibt es doch gar nicht in der Schweiz! Diejenigen, die zu wenig haben, wollen einfach nicht arbeiten.» Sogenannte Working Poor, also erwerbstätige Leute, die trotzdem arm sind, widerlegen diesen Glaubenssatz. In der Schweiz sind immer mehr Menschen mit Einkommensarmut konfrontiert.
Wie stellt Remar den Kontakt zu Betroffenen von Altersarmut her?
Paulo Oliveira, Geschäftsführer Remar Schweiz:
Den Kontakt zu bedürftigen Menschen herstellen, ist unsere grösste Herausforderung – weil Armut auch mit Isolation und Einsamkeit einhergeht. Remar betreibt mehrere Abgabestellen im Kanton Zürich und arbeitet dort mit Vereinen, Kirchen und Freiwilligen zusammen. Die Mitarbeitenden vor Ort sind gut vernetzt und kennen die Menschen, deren finanzielle Mittel nicht zum Überleben reichen. So können wir Menschen helfen, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu decken. Allerdings erreichen wir mit unserer Hilfe nur etwa 3 Prozent aller armutsbetroffenen Menschen, das Problem nimmt ein viel grösseres Ausmass an, weil Armut eben meist verborgen ist.
Wie bekämpft Remar Armut und insbesondere Altersarmut?
Paulo Oliveira, Geschäftsführer Remar Schweiz:
In Supermärkten und Grossbetrieben in Zürich und Basel sammeln wir überschüssige Nahrungsmittel und Hygieneprodukte und stellen sicher, dass sie bei den Menschen aus der Umgebung ankommen, die auf soziale Unterstützung angewiesen sind. Bei den rund zehn Abgabestellen im Kanton Zürich können Bedürftige die Produkte abholen. Bei Bedarf spenden wir auch Möbel und Kleider oder beteiligen uns an Umzugskosten.
Älteren Menschen liefern wir wöchentlich Lebensmittelpakete und Hygieneprodukte nach Hause. Bei diesen Treffen nehmen wir uns auch mal Zeit für einen Schwatz bei einer Tasse Kaffee, denn gerade ältere Armutsbetroffene haben oft wenige soziale Kontakte, weil sie sich aus der Gesellschaft zurückziehen.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von armutsbetroffenen Menschen, die von Remar Unterstützung erhalten?
Paulo Oliveira, Geschäftsführer Remar Schweiz:
Wir erleben eine grosse Dankbarkeit. Finanzielle und materielle Unterstützung sorgen für Entlastung, wenn Eltern beispielsweise für ihren Sohn eine hochwertigere Winterjacke kaufen können oder einen finanziellen Zustupf für eine Zahnarztrechnung erhalten. Oder Familien können das Geld, das sie dank unseren Abgabestellen einsparen, für den Zahnarzt einsetzen. Stichwort Zähne: Zahnbehandlungen, gerade bei Kindern und älteren Menschen, bringen die finanzielle Lage schnell aus dem Gleichgewicht.
Seniorinnen und Senioren schätzen neben unserer materiellen Unterstützung auch die soziale Komponente, also wenn jemand bei ihnen vorbeikommt und auf einen Kafi bleibt. Wir haben ein offenes Ohr und nehmen diesbezüglich auch eine seelsorgerische Aufgabe wahr.
Wozu setzt Remar Spenden und Legate ein?
Paulo Oliveira, Geschäftsführer Remar Schweiz:
Wir möchten die Armutshilfe weiter ausbauen, denn das Problem ist noch viel grösser, weil Armut eben oft versteckt ist. In Zukunft wollen wir mehr Personen erreichen und ihnen unter die Arme greifen. Ein Schwerpunkt sind die bereits erwähnten Zahnbehandlungen, da möchten wir Familien und alte Menschen bei Kontrollen oder Notfällen gezielter helfen, damit diese Rechnungen nicht den gesamten Finanzhaushalt durcheinanderbringen.
Was in den letzten Jahren zudem stark zugenommen hat und wofür wir ebenfalls Gelder einsetzen, ist die Not- und Katastrophenhilfe, die zum Beispiel bei Erdbeben oder Überschwemmungen in der Schweiz als auch im Ausland zum Einsatz kommt.
Wieso sollte ich Remar im Testament berücksichtigen?
Paulo Oliveira, Geschäftsführer Remar Schweiz:
Mit einem Legat präge ich die Gesellschaft über mein Leben hinaus und hinterlasse ein Stück Gerechtigkeit. So kann ich armutsbetroffene Menschen unterstützen und ihnen ein besseres Leben ermöglichen.
Remar ist die Abkürzung für «Rehabilitation von marginalisierten Menschen». Was bedeutet das konkret, und welcher Impuls treibt euch für die sozialen Projekte an?
Paulo Oliveira, Geschäftsführer Remar Schweiz:
Ob Suchthilfe, Armutshilfe oder Entwicklungshilfe in der Schweiz und im Ausland: Wir schenken Menschen, die von der Gesellschaft übersehen werden oder bereits aufgegeben wurden, Hoffnung und eine Zukunft.
Remar: Hoffnung und eine Zukunft schenken
Suchthilfe, Armutshilfe, Not- und Katastrophenhilfe oder Entwicklungshilfe: Hilfe in Not und weltweite humanitäre Arbeit sind der gemeinsame Nenner aller Aktivitäten von Remar. Die Unterstützung von marginalisierten Menschen steht bei den sozialen Projekten im Fokus: Remar – kurz für «Rehabilitation von marginalisierten Menschen» – unterstützt benachteiligte und gefährdete Gesellschaftsgruppen. Die Organisation Remar existiert in über 70 Ländern auf der Welt und bekämpft die dringendsten Probleme im jeweiligen Land.
Möchten auch Sie über Ihren Tod hinaus Menschen unterstützen und Gerechtigkeit weitergeben? Hier erstellen Sie Ihr Testament und berücksichtigen Remar mit einem Legat: