DeinAdieu-Autor Martin Schuppli sprach mit Simone Gumpp, Chefredaktorin der Fachzeitschrift «Florist», über Blumen, Trauer und Sterben sowie über Trauerfloristik.
Frau Gumpp: Blumen sind doch etwas Fröhliches, was haben sie an einer Beerdigung zu suchen?
Simone Gumpp: Blumen
sind in jedem Fall sehr emotional und gehören deshalb auch zu Beerdigungen. Sie sind für mich Grüsse zwischen zwei Welten.
Welche Blumen verbinden wir in der Schweiz mit dem Tod, mit der Beerdigung?
Ich denke, das hat sich inzwischen gelockert. Der
Florist, die Floristin versucht aber, die Persönlichkeit der Verstorbenen durch die Augen der Hinterbliebenen zum Ausdruck zu bringen, was eine
wunderbare Aufgabe darstellt.
Im Verlauf des Gesprächs erzählte Simone Gumpp einiges über die verschiedenen «Trauerblumen» und die Symbolik des Trauerkranzes.
Was Blumen in der Trauer bedeuten:
Die Rose, Königin der Blumen, steht für Liebe, Zuneigung, Schönheit und Vergänglichkeit.
Die Nelke gehört ebenfalls zu den beliebten Blumen im Trauerfall. Sie symbolisiere Liebe und Freundschaft.
Das Vergissmeinnicht passt zum Abschied, einem Abschied in Liebe.
Die Calla ist steht für Reinheit und Vergänglichkeit, für Auferstehung und Hingabe.
Ein Kranz symbolisiert den ewigen Kreislauf der Sonne und die Unvergänglichkeit der Seele.
Zwei Abschnitte möchten wir nun der Lilie widmen. Sie gilt in unseren Breitengraden als Trauerblume schlechthin.
Die Lilie. Ihr strahlendes Weiss symbolisiert Reinheit sowie Unschuld. Es steht für den Tod oder wird als Symbol für die göttliche Reinheit betrachtet. Christliche Kulturen verbinden die Lilie oft mit Maria, der Mutter Gottes. Und diese steht ebenfalls für Unschuld, Reinheit und Jungfräulichkeit. Möglicherweise wollte man diese Unschuld mit Verstorbenen in Verbindung bringen, und deshalb entwickelte sich die weisse Lilie zu einem Symbol, das mit dem Tod verbunden ist. Die Vergänglichkeit der zarten Blume weist ebenfalls auf die Sterblichkeit eines Menschen hin. So wurde die Lilie im Verlauf der Jahrzehnte zur typischen Trauerblume
Die Lilie wirkt für sich alleine in einer Vase, auf einem Sarg liegend oder einzeln verteilt in einer Abdankungshalle. Manchmal werfen Trauernde eine Lilie auf den Sarg im Grab oder sie binden ein ganzes Dutzend zu einem dekorativen Strauss. Ehrt jemand den Toten mit einem Trauerkranz aus weissen Lilien, verbindet das die Vergänglichkeit mit der Unendlichkeit.
Trauerkranz
Der Kreis ohne Anfang und Ende gilt in der Symbolik als Zeichen für die Unendlichkeit, für die Ewigkeit, für das Leben nach dem Tod. Der Kreis, oder in diesem Fall der Trauerkranz, verbindet den Verstorbenen mit dem Hinterbliebenen. Er ist auch Symbol für den ewigen Kreislauf der Sonne.
Bearbeitung: Martin Schuppli | Foto: Schweizerischer Floristenverband SFV
«Blumen können Schmerzen und Leid lindern»
Am Samstag, 8. Oktober, und Sonntag, 9. Oktober 2016, präsentiert der Schweizerische Floristenverband im ehemaligen Krematorium Sihlfeld D die Ausstellung Trauerfloristik. Unter der Leitung des deutschen Floristen Franz Josef Wein wird das Krematorium innen und aussen mit Blumen geschmückt. Über zwanzig Floristinnen und Floristen erstellen und arrangieren die floralen Werke in mehrtägiger Arbeit vor Ort .
Sabine Gumpp, Chefredaktorin «Florist», sprach mit dem «Blumenflüsterer».
Herr Wein: Liegt Ihnen Trauerfloristik speziell am Herzen?
Franz Josef Wein: Das Thema Trauer ist für mich eines der elementarsten. Es ist fest in unseren Instinkten und in unseren religiösen Vorstellungen verankert. Im Fall der Trauer geht es um Verlust, um Schmerz, um Leid. Und wenn die Blume und unser Handwerk etwas dazu beitragen können, diese Gefühle zu mildern, dann finde ich das nicht nur eine grossartige Leistung, sondern ein wunderbares Geschenk, das wir mit unseren Fähigkeiten bereiten können. Trauerarbeiten gehören zu meinen Lieblingswerkstücken, und nichts kann mich thematisch so faszinieren wie diese Arbeiten. Ich finde das Thema anspruchsvoll, und es reizt mich sehr.
Erlauben Sie mir eine persönliche Frage? Wie stehen Sie dem Tod gegenüber?
Der Tod ist für mich nur ein Tor, ein Wechsel, ein Weiterschreiten auf einer anderen Ebene. Der Tod selbst hat für mich keinen Schrecken. Wie wohl jeder Mensch wünsche ich mir diesen Übergang ohne körperliche oder seelische Qualen, wenn meine Seele meinen Körper verlässt. Ich bin mir ganz sicher, dass mein Leben zwar einen Anfang hatte, aber kein Ende.
Interview mit Franz Josef Wein in der Fachzeitschrift «Florist» Download
Homepage von Franz Josef Wein, Atelier für Naturgestaltung Saarlouis-Nisdorf Link
Ausstellung Trauerfloristik im Krematorium Sihlfeld
Samstag, 8. Oktober 2016, 12 bis 14 Uhr
Sonntag, 9. Oktober 2016, 10 bis 18 Uhr
Friedhof Sihlfeld, Krematorium Sihlfeld D, Albisriederstr. 31, 8003 Zürich
Eintritt: 20 Franken
Stadt Zürich
Bestattungs- und Friedhofamt
Stadthausquai 17, Stadthaus, 8001 Zürich
Tel. +41 44 412 31 78 | Fax +41 44 212 06 90
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