In den Tagen nach diesen Erlebnissen lud der Autor Dr. med. Alois Birbaumer, ein lieber Freund und Beirat bei DeinAdieu.ch zum Znacht ein. Logisch, dass sich unser Gespräch um die Arbeit von Medium Petra Vocat drehte, um Jenseitskontakte um das «Reden mit Toten». Alois Birbaumer ist pensionierter Kinderarzt. Ein wissenschaftlich gebildeter Mensch. Da stellt sich die Frage: Was sagt der Arzt zur Arbeit eines Mediums? Hören wir ihm zu:
«Ich war lange Jahre Arzt, Kinderarzt und ich war aktiv tätiger Akupunkteur. Zwischenzeitlich war ich Olivenbauer und lernte mit den unklaren Gesetzen der Natur umzugehen, lernte zu akzeptieren, dass die Natur nicht immer so tickt, wie ich es gerne möchte. Ich musste mich dieser Kraft unterstellen, ich musste die Natur so laufen lassen, wie sie sich entschieden hatte. Einmal regnete es zu viel Wasser vom Himmel, dann herrschte grosse Trockenheit. Einmal war es zu kalt und dann zu heiss. Das Wetter gebärdete sich, wie es wollte. Egal, ob ich es verstehen konnte oder nicht. Und wissenschaftlich erklären konnte es der Olivenbauer schon gar nicht.
Medium: Alle haben wir unterschiedliche Wahrnehmungen
Die persönliche Wahrnehmung spielt wahrscheinlich eine deutlich grössere Rolle, als viele wissenschaftliche Arbeiten. Ich bin mir absolut bewusst, dass meine Wahrnehmung, mein Gefühl und meine Meinung nicht für jedermann Geltung haben können. Ich bin – wie jeder Mensch – mit vielen Fehlern behaftet, mit Fehlentscheidungen, Fehleinschätzungen.
Meine Wahrnehmung kann nicht für jeden Mitmenschen gelten, viele finden sich damit hintergangen, fühlen sich nicht verstanden oder gar fehleingeschätzt.
Aus diesem Grunde sind auch andere Einschätzungen wichtig und die habe ich immer akzeptiert, selbst wenn ich nicht im Geringsten damit einverstanden war.
Spiritualität kann niemand wissenschaftlich beweisen
Spiritualität hat viel mit Glauben gemeinsam und kann nicht wissenschaftlich belegt werden. Entweder man glaubt oder man glaubt nicht. Gerade in der Spiritualität können Leute Hilfe finden. Sie finden sie vor allem dann, wenn sie glauben, dass alle und alles gegen sie sind.
Sie können eine Erklärung finden für Vorkommnisse, die ihnen niemand erklären kann. Gerade beim Tod kommen wir an die Grenzen der Erklärung: Was geschieht beim Sterben? Gibt es eine Wahrnehmung nach dem Tod? Gibt es ein Leben danach? Hier muss jeder selbst ein Bild schaffen, seine Vorstellung entwickeln. Wenn Menschen überzeugt sind, sie können mit Verstorbenen in Kontakt treten, dann bewegen wir uns genau in dieser Welt. In der Welt des total Ungewissen.
«In kritischen Momenten bleibe ich ohne Worte»
Ich habe da meine persönliche Meinung und weiss genau, dass ich diese meine Meinung nicht wissenschaftlich beweisen kann. Niemand wird dies können. Und so bleibt mir ein Wort.
Ein Wort aus meiner Jugendzeit kommt mir in den Sinn. Es liess mich immer wieder aufhorchen. Liess mich fragen: «Wie kann man so viel Glauben in etwas Unbewiesenes setzen?» Ja, wie kann man das? Ganz einfach: Es ist das «Geheimnis des Glaubens». Möglicherweise liegen genau in diesen drei Worten und in deren Überzeugung die Kraft der Spiritualität.
Ich persönlich bleibe in kritischen Momenten ohne Worte, ohne Versuch einer Erklärung in der Nähe der betroffenen Person. Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und will damit sagen, dass ich nichts sagen kann, keine Erklärung habe und bekunde mit meiner Anwesenheit mein Mitgefühl. Mehr kann ich nicht.
Medium: Unerklärtes unerklärt lassen
Ich weiss, dass es Menschen gibt, die etwa in solchen Situationen mehr unternehmen. Ich weiss, dass es Menschen gibt, die in der Not mit einem spirituellen Höhenflug ihre innere Ruhe finden und das ist gut so, Ich kann das akzeptieren.
Zum Schluss: warum muss alles wissenschaftlich erklärt werden können? Können wir Unklares nicht im Raume lassen? Dürfen wir nicht unsere eigene Meinung über unerklärte Phänomene selber bilden? Gibt es nicht auch Geschehen um uns, die wir – wie Kinder sie in Märchen wahrnehmen – uns selber in den schönsten Farben ausmalen sollten?
Wie viele wissenschaftliche Studien bewahrheiten sich plötzlich nicht mehr, steckte da nicht oft ein Wunschdenken des Wissenschaftlers dahinter? Damit bin ich nicht gegen grosse wissenschaftliche Studien, Forschung und damit Entwicklung. Nein, ich unterstütze jede Forschung, denn ohne sie könnten wir – in der Medizin ganz besonders – nicht ein so glückliches und gutes Leben führen, wie wir es heute tun.
Die Medikamente haben in vielen Bereichen der Medizin grosse Erfolge zu verzeichnen, die moderne Technik ermöglicht sehr viele medizinische Eingriffe, die unsere Lebensqualität verbessern. Doch wenn die Empathie fehlt, die Zuneigung, das Einfühlenkönnen und vor allem wenn das psychosoziale Verständnis fehlt, dann erreichen wir niemals das ureigene Wunschdenken jedes Menschen: die Happiness.
In diesem Sinne kann ich Verständnis für die Spiritualität und in unserem Falle für das «Gespräch mit den Toten» aufbringen.»
Text: Alois Birbaumer
Der Bericht über Petra Vocat, die als Medium arbeitet, lesen Sie hier
Petra Vocat
Im Baumgarten 23, 4125 Riehen BS
Tel: +41 79 138 40 80
petra@seelendialog.net | www.seelendialog.ch
Schweizerische Kompetenzzentrum für nachhaltige Unterstützung beim Tod eines Kindes in der Schwangerschaft, während der Geburt und im ersten Lebensmonat.
Kindsverlust.ch
Belpstrasse 24 | 3007 Bern
fachstelle@kindsverlust.ch | www.kindsverlust.ch
Beratungstelefon: +41 31 333 33 60
Selbsthilfegruppe für Mamis und Eltern von Sternkindern
Jasmin Soraya Fondation
Engagement für Sternchen Familien
Weidenstrasse 36 | 4106 Therwil BL
Tel. +41 61 721 11 13
sternchen@jasminasoraya.ch | www.jasminasoraya.ch
So berichtete der Beobachter über «Reden mit Toten»
DeinAdieu berichtete schon in verschiedenen Blogbeiträgen
über den Tod von Kindern und die Verarbeitung ihres Verlustes.
10. Juni 2016: Abschiedsfeier für totgeborene Kinder
8. Juli 2016: Kindstod: Fabien lebte nur 62 Tage
15. Juli 2016: «Kindsverlust ist eine Chance»
12. August 2016: Kindesverlust: Behandelt das verstorbene Kind mit Würde
26. August 2016: «Wir sollten schwerkranke Kinder einbeziehen ins Gespräch über den Tod»
25. November 2016: Medium Petra Vocat vermittelt Hilfe aus der geistigen Welt
2 Antworten auf „Was kann ein Medium? Alois Birbaumer über das «Geheimnis des Glaubens»“
Lieber Herr Birbaumer,
als meine Lena 10 Jahre alt war, hat sie mir ein Bild geschenkt. Ein wunderschönes Bild. Links und rechts zwei Berge, dazwischen eine Hängebrücke. Auf dem rechten Berg ein Schloss – fein und filigran, orientalisch gemalt, links ein Einhorn, das auf die Brücke schaut.
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Der Text unter der Brücke lautete folgendermassen. «Der Sehnsucht nach dem Anderswo kannst du wohl nie entrinnen … nach drinnen wenn du draussen bist, nach draussen wenn du drinnen.» … ein 10jähriges Mädchen.
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Dass sie wunderbar zeichnen kann, das weiss ich von all den vielen Bildern. Aber dieser Spruch? Hab gefragt «in der Schule?» «Nein.» «Woher denn dann?» Bis die Tränen liefen und mein Kind sagte «gell Mama, du magst mein Bild nicht» … oh doch Lena, es ist so wunderschön. Es hängt noch immer in unserem Schlafzimmer, dieses wunderbare Bild. Und ich habe verpasst meine «grosse» Lena zu fragen … woher. Und jetzt versuche ich genau hinzuhören. Vielleicht kann sie es mir jetzt erklären.
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Der Text ist von Mascha Kaleko. Das weiss ich jetzt. Sie hat ihren erwachsenen Sohn verloren und man sagt «sie sei daran zerbrochen».
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Sehnsucht nach dem Anderswo
Drinnen duften die Äpfel im Spind,
Prasselt der Kessel im Feuer.
Doch draussen pfeift Vagabundenwind
Und singt das Abenteuer!
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Der Sehnsucht nach dem Anderswo
Kannst du wohl nie entrinnen:
Nach drinnen, wenn du draussen bist,
Nach draussen, bist du drinnen.
Carina – weisst no?