Den Krieg gegen den Rückkehrer, gegen den Krebs, eröffnete Peter R. Schwegler am Sonntag, 19. Mai, im Zürcher Hauptbahnhof auf Gleis 17. Im ICE nach Göttingen. Wagen 14, Platz Nr. 53, wird er sieben Stunden und elf Minuten nach Beverungen-Lauenförde reisen. Genug Zeit, um nachzudenken, Musik zu hören oder zu lesen. Um zu dösen und, bei Gelegenheit, etwas zu schwatzen.
Mozarts Zauberflöte beruhigt
Aber, wie im Fahrplan angekündigt, ist der Zug wenig besetzt. So hört der Krebspatient viel Mozart. «Die Zauberflöte hat es mir angetan. Ich hörte sie schon bei vergangenen Behandlungen und Eingriffen.» Etwa als ihm vor drei Jahren wegen des Aderhaut-Melanoms das linke Auge entfernt wurde.
Im Schlussabschnitt des zweiten Blog-Beitrages über Peter R. Schwegler steht Folgendes: «Ich lass mich nicht unterkriegen».
Und so reist der selbstständige Unternehmer an diesem Sonntag nach Lauenförde, um sich von Dr. med. Michael Weber behandeln zu lassen. Der deutsche Laserpionier betreibt in dieser kleinen Ortschaft an den Ufern der Weeser seine kleine, feine «Weber Medical»-Klinik für ambulante Eingriffe.
Faseroptische Kanüle in den Tumor gelegt
In diesem 2529 Einwohner zählendem Dorf behandelt Dr. Michael Weber, Arzt und dipl. Chemiker, Krebspatienten mit einem von ihm entwickelten und optimierten Lasersystem. Er lokalisiert die Tumoren mittels Ultraschall, legt eine neu entwickelte faseroptische Kanüle direkt zum oder in den Tumor. Jetzt können dünne Laserkatheter am gewünschten Zielort platziert werden. Das Laserlicht des Infrarotlasers gelangt gezielt in tiefere Regionen des Tumors.
Das alles war dem 62-jährigen «Zürisee-Bueb» klar. «Aber ich wusste nicht, was mich erwartet». Zuerst wars der Hotelbus, dann ein karges Abendessen, später eine unruhige Nacht und anderntags, nach kurzem Frühstück, die Fahrt in die Klinik. «Im Wartebereich sass einer, den ich im Frühstückssaal des Hotels gesehen hatte.» Es war der Österreicher Robert. Ihm sollte die photodynamische Therapie einen Krebs auf der Zunge eliminieren.
Krebsbehandlung meist ohne Chemotherapie
Dr. Weber sieht mit der photodynamischen Therapie eine wegweisende Möglichkeit, Krebs ohne, oder nur unter minimalstem Einsatz von Chemotherapie behandeln zu können. Zudem lassen sich mit dieser Methode ebenso Krebszellen im Blut hocheffizient identifizieren, sagt Peter R. Schwegler. «So kann ein Krebs frühzeitig erkannt und ein allfälliger Therapieerfolg kontrolliert werden. Für alle Krebspatienten eine neue und vielversprechende Hoffnung.»
Nach kurzem Schwatz und dem Austausch einiger Informationen gehts los. Peter wird in eines der acht Behandlungszimmer gebeten. «Dank Endoskopie konnte ich auf dem Monitor meinen Tumor sehen. Ehrlich, kein schöner Anblick», sagt er, «aber sehr beeindruckend. Das ‹Gewucher› füllt die Hälfte des Hals-Volumens. Kein Wunder also, dass ich zunehmend Probleme mit dem Essen und mit dem Atmen bekam. Ebenso konnte ich das S nicht mehr aussprechen.»
Die grüne Farbe durchdringt das Tumorgewebe
Dr. Weber ist ein ruhig wirkender, eher zurückhaltender Mann. Auf die Wirksamkeit seiner Therapie angesprochen, sagt er: «Die photodynamische Therapie wirkt. Das steht heute ausser Frage, ist also unbestritten und durch unendlich viele Studien belegt. Uns gelang es, die Bedingungen für diese Therapie zu verbessern.» Peter R. Schwegler weiss, dass seit Zulassung des «Nano IndoCyaninGrün» (Nano ICG) im vergangenen November diverse Kliniken und Universitäten mit über 100 Patienten in unterschiedlichsten Krankheitsstadien Erfahrungen machten. «Das heisst ebenso bei Krebskranken mit Metastasen. Also bei Patienten wie mir.» Und nun soll also Dr. Weber mit seinen Laserwaffen den Kampf gegen den neuen Krebs aufnehmen.
Das Zauberwort heisst Nano-Indocyaningrün
In Zusammenarbeit mit der Universität Marburg entstand eine auf Nanotechnologie basierende Galenik. Dieses Nano IndoCyaninGrün scheidet der Körper nicht über die Nieren aus. Es verbleibt vier bis fünf Tage aktiv in der Blutzirkulation. «Und jetzt kommts», sagt Peter R. Schwegler: «Tumorzellen verfügen über einen erhöhten Stoffwechsel, sie saugen alles auf, reichern sich mit ICG-Nanopartikeln an. Werden sie dann von einem Infrarotlaser bestrahlt, zeigen sie eine biochemische Reaktion. Sie produzieren freie Radikale, und die beginnen ihr zerstörerisches Werk, ‹vernichten› den Krebs – Zelle um Zelle.»
Der Doktor fliegt alle zwei Wochen nach Bangkok
Webers grosse Zuversicht liegt im Nano-ICG. Bereits mehr als hundert Fälle seien bisher behandelt worden. In Zusammenarbeit mit anderen Kliniken hätte er rege Daten ausgetauscht. Die zugehörigen, von ihm entwickelten Geräte würden sich zunehmender Akzeptanz erfreuen. So hätte er aktuell rund 150 Spitäler in China ausrüsten können, ebenso in Indonesien, Thailand und weiteren Ländern in Fernost. Michael Weber lächelt. «Und in Bangkok, gleich neben dem Flughafen, betreibe ich eine zweite «Weber Medical»-Klinik. Dort arbeite ich ebenfalls zwei Wochen pro Monat.»
In Lauenförde behandelt Weber zusammen mit seiner Frau Gerlinde sowie Chirurg Schmid-Barko täglich sechs Patienten. Und diese reisen an, von nah und fern. Sie bleiben in der Regel vier bis fünf Tage. Oft verteilt sich die Therapie auf zwei, drei Aufenthalte. Ebenso bei Peter R. Schwegler. Die Erfolge nach einer Woche in Lauenförde stimmen sehr zuversichtlich. «Sie könnten erfolgreicher nicht sein», sagt mein Freund. «Der Tumor wächst nicht mehr. Im Gegenteil. Ich kann wieder problemlos essen, trinken, arbeiten. Das S lässt sich ebenfalls wieder einigermassen aussprechen.»
Krebs: Den freien Radikalen Kampfzeit geben
Sich fühlen ist das Eine. Facts & Figures sind das Andere. Zwei Wochen nach Rückkehr in die Schweiz lag Peter im Universitätsspital Zürich in der «Röhre». «Allzuviel war nicht ersichtlich», sagt er. «Klar ist, die Tumoren wuchsen nicht weiter. Verwunderlich ist das Resultat nicht. Dr. Weber sagte, es würde einige Zeit dauern, bis die freien Radikalen den Zerstörungsprozess vollendet hätten. «Das MRI zu machen, nur zwei Wochen nach Abschluss der ersten Therapiephase, war gemäss Aussagen des Laserpioniers doch ein bisschen gar früh.
Klar. Peter R. Schwegler ist ungeduldig. Verständlich seine Neugier, den gefühlten Therapieerfolg objektiv bestätigt zu bekommen. «Die behandelnden Ärzte informiere ich regelmässig über meinen Gesundheitszustand. Ebenso erhalten sie von Dr. Weber die Fachinformationen des Ende Juni stattfindenden internationalen Kongresses.
Peter R. Schwegler ist gespannt auf die nahe Zeit. Seine Lymphknoten bildeten sich zurück. Die Karzinome unter dem Unterkiefer spürt er nahezu nicht mehr. «Aufs Wiedersehen mit Michael Weber anfangs August freue ich mich. Dann unterziehe ich mich einem zweiten Behandlungsinterwall. Und danach gehe ich davon aus, weil ich extrem positiv bin, sind höchstens noch routinemässigen Kontrolluntersuchungen nötig.»
Leidensgenosse sagt, seiner Zunge gehe es besser
Seinen Leidensgenossen Robert wird Schwegler wiedersehen. Dieser kommt ebenso zur Kontrolluntersuchung. Seine Zunge scheint ebenfalls gut auf die Behandlung anzusprechen. «Und Robert ist, wie ich, mit dem bisherigen Behandlungserfolg zufrieden.»
Wir bleiben dabei. DeinAdieu berichtet weiter.
Text: Martin Schuppli, Fotos: Ueli Hiltpold
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