Matthias von Allmen, 42 Jahre alt, arbeitet seit März 2020 für das Sozialwerk Pfarrer Sieber. Als Fundraising-Beauftragter ist er dafür verantwortlich, das nötige Geld zu beschaffen für die Ausübung der Tätigkeit des Sozialwerks. «Wobei ich mich glücklich schätze, diese wichtige Aufgabe mit kompetenten und engagierten Arbeitskolleginnen, Arbeitskollegen angehen zu können», sagt Matthias von Allmen. «Ich kommuniziere unsere finanziellen Bedürfnisse sowie die Möglichkeiten der Unterstützung. Zudem gestalte ich die Beziehung zu unseren Unterstützerinnen, Unterstützern. Besondere Freude bereitet es mir, potenzielle Legatäre und Legatärinnen anzusprechen, mich mit ihnen auszutauschen und sie auf ihrem Lebensweg ein Stück begleiten zu dürfen.»
«Nachlässe ermöglichen uns Investitionen»
Herr von Allmen, welche Aufgaben versieht das Sozialwerk Pfarrer Sieber?
Matthias von Allmen: Die Lebenssituationen der Menschen, die bei uns anlaufen, sind von verschiedenen Problemen geprägt: Sucht und deren Folgekrankheiten, Arbeits- und Obdachlosigkeit, Vereinsamung, Verwahrlosung. Das Sozialwerk Pfarrer Sieber vereint aktuell Einrichtungen in den Bereichen Drogen- und Obdachlosenarbeit, Sozialmedizin und Rehabilitation.
Wie finanzieren sie sich?
Unsere Arbeit zugunsten Bedürftiger können wir zu knapp zwei Dritteln über Leistungsverrechnungen an Gemeinden und Sozialversicherungen finanzieren. Da die Bedürfnisse der von uns betreuten Menschen aber oftmals nicht vom öffentlichen Sozialsystem gedeckt werden, müssen wir gut einen Drittel unserer Aufwände über Spenden und Nachlässe finanzieren.
Wie wichtig sind Einnahmen aus Erbschaften, aus Legaten für das Sozialwerk?
Nachlässe ermöglichen es uns, Investitionen wie beispielsweise das Pfarrer-Sieber-Huus in Zürich-Affoltern in Angriff zu nehmen. Es soll den Betrieb unseres Fachspitals vereinfachen und verschiedene Wohneinrichtungen vereinen. Darüber hinaus ist es ergreifend, die Herzensanliegen unserer Unterstützer, unserer Unterstützerinnen über ihr Leben hinaus vertreten und verwirklichen zu dürfen.
«Wir kennen viele, die uns unterstützen»
Können Sie die Menschen beschreiben, die Ihrer Organisation eine Erbschaft vermachen?
Diese Menschen sind unterschiedlich: Die einen haben uns schon zu Lebzeiten finanziell oder tatkräftig unterstützt, die anderen hatten keine aktive Beziehung zu uns. Manche Menschen wurden erst zuletzt auf uns aufmerksam. Manche sind gläubig, andere glauben an den Wert unserer Arbeit. Es dünkt mich wunderbar, dass die Nachlässe von wenigen hundert Franken bis vereinzelt zu einigen Millionen reichen.
Was motiviert diese Menschen dazu?
Die Motivation von Nachlassern, von Nachlasserinnen ist so individuell wie die Menschen es sind: Es gibt solche, die ihr Engagement als Freiwillige oder Spendende für unser Sozialwerk fortsetzen. Andere motiviert ihr Glaube oder ihr Gedenken an Pfarrer Sieber zu diesem Geschenk. Und manche möchten sich über das eigene Leben hinaus für Bedürftige einsetzen.
Menschen ringen um gute Nachlasslösungen
Gibt es ebenso Spenderinnen, Spender, die Ihre Organisation berücksichtigen und die Sie vorher gar nicht gekannt haben?
Es gibt immer wieder Menschen, die unsere Organisation im letzten Willen berücksichtigen, obschon sie zu Lebzeiten keine aktive Beziehung mit uns unterhalten haben. Die schöne Tendenz aber ist, dass wir mehr und mehr Menschen, die uns in ihrem letzten Willen berücksichtigen, kennen lernen dürfen. Diese Personen möchten unsere Arbeit und uns kennen lernen, auch um feststellen zu können, ob und inwiefern die testamentarische Begünstigung stimmig ist.
Wie können Sie Spendern, Spenderinnen die Testamentsspende nahebringen, ohne pietätslos zu wirken?
Jedes Jahr werden immense Vermögen vererbt, das neue Erbrecht ermöglicht eine grössere verfügbare Quote, und nicht alle Menschen haben erbberechtigte Nächste. Oder die Beziehung zu den Erbberechtigten ist getrübt. Die Möglichkeit dieser wunderbaren Spende zu kommunizieren, ist darum mehr als legitim.
Erblasser suchen individuelle Lösungen?
Richtig. Ich sehe immer wieder, wie Menschen um eine gute Lösung für ihren Nachlass ringen. Und wie gelöst sie sind, wenn sie diese erzielt haben. Grundlegend aber ist, dass die testamentarische Begünstigung stimmig ist.
Das «letzte Büro» in Gedanken gemacht
Zum Abschluss: Herr von Allmen, haben Sie Ihr «letztes Büro», Ihr Testament schon gemacht?
Matthias von Allmen: Da ich seit 2019 mit potenziellen Legatärinnen, Legatären im Kontakt bin, hätte ich diese bewegende Erfahrung eigentlich schon machen sollen. Es ist aber ebenso bei mir ein Prozess, den ich gedanklich losgetreten habe.
Interview: Martin Schuppli, Fotos: Paolo Foschini
Das Sozialwerk Pfarrer Sieber ist Partner von DeinAdieu. Hier finden Sie das Profil
Eine Antwort auf „Matthias von Allmen, Sozialwerk Pfarrer Sieber: «Die testamentarische Begünstigung muss stimmig sein»“
Hi Matthias, good to read this. As Bill would say: good job!