Iamaneh Schweiz setzt sich für die Gesundheit und Gleichstellung von Frauen in Westafrika und im Westbalkan ein. Welche Projekte unterstützt die Organisation vor Ort?
Wir setzen uns in Westafrika und im Westbalkan für die Verbesserung der Gesundheit und die Gleichstellung von Frauen und Mädchen ein und arbeiten immer mit lokalen Partnerorganisationen zusammen. Einerseits klären wir Mädchen und Frauen über ihre reproduktive und sexuelle Gesundheit auf und machen sie auf ihre Rechte aufmerksam. In Westafrika sind wir in Mali, Senegal, Togo und Burkina Faso präsent. Unser Ziel ist es unter anderem, dass die Beschneidungen von Mädchen beendet werden. Wir versuchen auch Frühschwangerschaften zu verhindern, damit die Mädchen weiterhin zur Schule gehen und eine Ausbildung abschliessen können. Wenn wir Frauen befähigen, ziehen wir ihre Partner mit ein. Das Geld verdienen in diesen Ländern meist die Männer, und die Frauen sind oft finanziell von ihnen abhängig, wenn sie beispielsweise ein Gesundheitszentrum besuchen müssen.
Im Westbalkan setzen wir uns seit dem Ende des Krieges gegen genderbasierte Gewalt ein. Ganz zu Beginn haben wir ein Traumazentrum in Bosnien-Herzegowina aufgebaut. Später sind weitere Projekte in Albanien hinzugekommen. In Bosnien und Albanien unterstützen wir sowohl Frauenhäuser, die gewaltbetroffenen Frauen Schutz bieten, als auch Männerzentren, um die Partner mit ins Boot zu holen. Die Gleichstellung der Geschlechter erreichen wir nur gemeinsam mit den Männern.
Wie finanziert Iamaneh Schweiz diese Projekte zur Gleichstellung und Gesundheit der Frauen und Mädchen?
Ohne Spendengelder gäbe es Iamaneh nicht. Neben der finanziellen Unterstützung von Bund, Kantonen und Stiftungen machen private Spenden rund ein Viertel der Gesamtgelder aus. Für uns als kleine Institution – hier am Hauptsitz in Basel sind elf Mitarbeitende in Teilzeit beschäftigt – sind private Spender:innen sehr wichtig. Die Menschen, die Iamaneh Schweiz berücksichtigen, sind sich bewusst, dass Frauen und Mädchen die Stützen der Gesellschaft sind und ohne ihre Gesundheit nichts funktioniert: Sie können sich dann nämlich weder um ihre Familie kümmern noch arbeiten.
Welche Rolle spielen Legate neben öffentlichen und privaten Spendengeldern, um die Entwicklungsprojekte zu finanzieren?
Heute sprechen die Menschen offener über die Werte, die sie in ihrem Testament weiterleben lassen möchten. Das Testament wird als Teil der Vorsorge betrachtet, und mehr Menschen kümmern sich um ihren letzten Willen. Dass der Umgang mit dem Tod und Erben enttabuisiert wurde, spüren wir als Organisation, da wir seit rund fünf Jahren vermehrt Legate erhalten – wenn auch noch unregelmässig und eher mit kleinen Beträgen. Es ist wichtig, dass die Themen Vorsorge, Erben und Testament noch stärker ins Bewusstsein gelangen und uns Spender:innen in ihrem Testament berücksichtigen, denn nur so können wir unsere Entwicklungsprojekte vor Ort umsetzen.
Im Senegal setzt sich Iamaneh Schweiz unter anderem für das Ende der Genitalbeschneidung von Mädchen ein. Was haben Sie im westafrikanischen Land erreicht?
In Senegal haben wir kürzlich den Abschluss eines mehrjährigen Projekts gefeiert, dessen Ziel die Beendigung der Mädchenbeschneidung in der Region Ziguinchor sowie die Reduktion der weit verbreiteten Jugendschwangerschaften war. Gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation «Eusobul» der senegalesischen Rapperin Sister Fa haben wir es geschafft, dass die Beschneiderinnen – sie werden auch als «Hüterinnen der Tradition» bezeichnet – mit den Beschneidungen im Projektgebiet von Eusobul aufhören. Doch das Ritual der Initiation nimmt eine zentrale Stellung in der senegalesischen Kultur ein. Deshalb einigten wir uns darauf, dass das Initiationsfest in der Region auch in Zukunft gefeiert wird – allerdings ohne Mädchenbeschneidung. Dieser Erfolg ist für Iamaneh und Eusobul ein riesiger Meilenstein: Nach mehreren Jahren konnten wir eine Lösung finden, hinter der alle Beteiligten stehen. Das ist nicht selbstverständlich, denn beim Umgang mit Beschneidungen herrscht ein grosser sozialer Druck.
Inwiefern ist dieses Projekt im Senegal kennzeichnend für die Arbeit von Iamaneh Schweiz?
Typischerweise arbeiten wir auch hier mit einer Partnerorganisation vor Ort zusammen. Die Beziehungen zu unseren lokalen Projektpartner:innen erfolgt immer auf Augenhöhe. Wir kommunizieren nicht mit erhobenem Zeigefinger: «So handelt ihr richtig!» Die senegalesische Rapperin Sister Fa, die mit bürgerlichem Namen Fatou Mandiang Diatta heisst, stammt aus der Region und war selbst Opfer von Genitalverstümmelung. Als Aktivistin setzt sie sich nun gegen die Beschneidung von Mädchen in ihrem Heimatland ein und agiert so als Mittlerin zwischen den verschiedenen Kulturen. Identifikationsfiguren wie Sister Fa oder auch die Somalierin Waris Dirie, deren Geschichte im Spielfilm «Wüstenblume» erzählt wird, sind sehr wichtig für betroffene Mädchen und Frauen.
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