Matthias Sander ist 2020, während der Coronapandemie, auf den Hund gekommen: «Ich dachte mir: ‘Wenn ich mir wieder einen Hund zulegen will, tue ich es jetzt oder nie’.» Aus einem Galgo wurden vier, und damit wuchs das Bewusstsein für die Hunderasse: «Nicht nur meine eigenen Hunde lagen mir am Herzen, ich wollte mich grundsätzlich dafür einsetzen, dass das Schicksal der vielen ausgesetzten und missbrauchten Galgos mehr Aufmerksamkeit erfährt.» Matthias Sander ist seit mehreren Jahren Mitglied bei New Graceland; seit 2023 ist er Aktuar im Vereinsvorstand. Im Gespräch wird seine Faszination für die spanischen Windhunde spürbar: Die Galgos seien ausserordentlich sensibel, liebenswert und ausgeglichen. Mit ihrem feinfühligen Charakter und dem ausgeprägten Fluchtinstinkt ähneln sie Katzen und Pferden, so Sander.
Legate ermöglichen die Zukunft des Vereins
New Graceland ist ein rein spendenfinanzierter Verein und angewiesen auf private Spender:innen, da Stiftungen eher Projekte finanzieren. Besonders Legate sind wichtig für New Graceland. Ein Legat ermöglicht es dem Verein, für die Vermittlungskosten eines Hundes aufzukommen oder die Kosten eines Hundezimmers für ein Jahr zu übernehmen. Wenn jemand einen Hund anschaffe, würden tabuisierte Themen wie Tod und Testament jedoch nicht im Vordergrund stehen, so Matthias Sander. «Doch gerade Legate ermöglichen den Fortbestand des Vereins, da wir mit den Geldern die Lohnkosten des Fachpersonals sowie den Unterhalt der Hunde decken können», betont Sander. In der Auffangstation leben zwischen 17 und 25 Hunde, ihr Unterhalt kostet jährlich über 50‘000 Franken. Neben den Ausgaben für medizinische Betreuung, Fütterung und Beschäftigung der Hunde fallen die Personalkosten des Fachpersonals am meisten ins Gewicht: Mehrere Tierpfleger:innen und ein Auszubildender untersuchen, beobachten und resozialisieren die Hunde in der Auffangstation im aargauischen Waltenschwil, bevor die Tiere dann in geeignete Familien vermittelt werden.
Für Jagd und Rennen missbraucht
Die Aufklärungsarbeit ist neben der täglichen Betreuung der Hunde zentral, um die Öffentlichkeit für das traurige Schicksal der spanischen Windhunde zu sensibilisieren. Die Galgos galten früher als Statussymbole in Spanien. Die Jagd nimmt im Land auf der Iberischen Halbinsel einen besonderen Stellenwert ein, so Matthias Sander, der Spanien selbst gut kennt: Die sogenannten Galgueros, die Züchter der Rasse, benutzen die Hunde zur Hasenjagd oder setzen sie in Windhunderennen ein. Die Hunde müssen dabei oft Grauenhaftes erdulden: Als ideale Jagd- und Rennhunde werden sie oft nur als Prestigeobjekt gezüchtet und von ihren Besitzern häufig unter unwürdigen Bedingungen gehalten und misshandelt, um sie zu Höchstleistungen anzuspornen. «Wenn die Galgos bereits mit zwei Jahren zu alt und zu wenig schnell für die Jagd oder Rennen sind, werden sie einfach aussortiert, entsorgt oder ausgesetzt», so Matthias Sander. Nicht selten bedeute dies ein frühzeitiges Sterben in einer Tötungsstation.
Bis 70’000 Galgos jährlich ausgesetzt, bis 80 Hunde vermittelt
Während in Spanien jährlich zwischen 50’000 und 70’000 Galgos ausgesetzt werden, vermittelt New Graceland zwischen 40 und 80 Hunde pro Jahr an neue Besitzer und Besitzerinnen. «Unsere Arbeit ist leider nur ein Tropfen auf den heissen Stein», sagt Sander. «Trotzdem ist unser Wirken immens wichtig, um Aufklärung zu betreiben, was das traurige Schicksal dieser Hunderasse betrifft. Nur so kann das Leid der Hunde nachhaltig gemindert werden.» Die Tiere werden nach ihrer Rettung in die Schweiz gebracht, in der Auffangstation medizinisch versorgt, so gut wie möglich sozialisiert und an geeignete Personen vermittelt. Um sicherzustellen, dass die Hunde ein liebevolles neues Zuhause finden, führen die Mitarbeitenden von New Graceland Vermittlungsgespräche mit interessierten Hundehaltern und Hundehalterinnen durch und prüfen die Situation am neuen Ort: «Ein Hund, der nach einem gescheiterten Vermittlungsversuch womöglich in einem schlechteren Zustand in die Auffangstation zurückkehrt, ist das Schlimmste, was uns passieren kann», sagt Matthias Sander.
Vier Hunde – vier Schicksale
Matteo, Jimena, Jinebra und Raquel: So heissen die vier Galgos von Matthias Sander. Die Tiere sind in der Schweiz zwar sicher, doch in den meisten Fällen sind sie schwer traumatisiert, da sie körperliche und psychische Misshandlungen erlitten haben. Die Hündin Jimena beispielsweise wurde aus einer illegalen Hundefarm mit insgesamt 120 Galgos gerettet, wo die Besitzer mit Blutkonserven der Tiere handelten. Und bis die gerettete Hündin Jinebra Vertrauen zu ihrem neuen Herrchen fasste, dauerte es mehrere Wochen: «Jeden Tag vor der Arbeit fuhr ich zu Jinebra in die Auffangstation in Waltenschwil, um eine Beziehung zu ihr aufzubauen.» Oder Matteo: Der hyperaktive Hund wurde in Toledo ausgesetzt und hatte Mühe, zur Ruhe zu kommen. Galgos brauchen generell viel Ruhe – darauf achten die Verantwortlichen bei New Graceland auch, wenn sie ein neues Zuhause für die Hunde suchen.
New Graceland rettet und vermittelt notleidende Hunde
Seit über 20 Jahren setzt sich der Schweizer Verein New Graceland mit freiwilligen Helfer:innen für notleidende Galgos und andere Hunde aus Spanien ein.
Was kann ich tun, um zu helfen?
Interessierte können den Verein New Graceland mit Spenden, Legaten, Schenkungen, einer Mitgliedschaft im Verein (ab CHF 80.- im Jahr) oder Patenschaft für Hunde (ab CHF 30.- pro Monat) unterstützen. Die monatlichen Kosten pro Hund übersteigen CHF 30.- bei weitem, denn Futter, Unterkunft, Pflege, Tierarztkosten und Behandlungen sind kostenintensiv. Deshalb kann jeder Hund mehrere Paten bzw. Patinnen haben. Eine Patenschaft ist jederzeit kündbar.
Galgos im Testament berücksichtigen
Möchten Sie in Ihrem letzten Willen festhalten, dass die Tiere auch nach Ihrem Tod Hilfe erhalten und New Graceland mit einem Legat berücksichtigen?