Das Wichtigste in Kürze
- Demenz ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen. Risikofaktoren sind vor allem hohes Alter, genetische Veranlagung und ungesunder Lebensstil.
- Demenzerkrankungen betreffen immer mehr Personen in der Schweiz – direkt als Patientinnen und Patienten, aber auch als Angehörige. Dieser Trend wird sich künftig weiter verstärken.
- Rechtzeitiges Erkennen und Vorsorgen sind von überragender Bedeutung. Die Umstellung auf eine gesündere Lebensweise kann den Krankheitsverlauf erheblich verlangsamen.
- Vorsorgeauftrag und Patientenverfügung sind rechtliche Instrumente, um für den Fall einer Demenzerkrankung vorzubeugen.
Was ist Demenz und wodurch wird sie ausgelöst?
Der Überbegriff «Demenz» bezeichnet eine anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens oder weiterer Gehirnleistungen. In der Medizin sind über 50 verschiedene Erscheinungsformen bekannt. Besonders verbreitet ist die Alzheimer-Krankheit, für die Proteinablagerungen verantwortlich sind, oder die vaskuläre Demenz, welche durch Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst wird. Bei bestimmten Formen von Demenz werden Nervenzellen im Gehirn abgebaut, was den Rückgang der geistigen Leistungsfähigkeit bewirkt.
Ursachen für Demenzerkrankungen können unterschiedlich sein. Der wichtigste Faktor für die Entwicklung einer Demenzerkrankung ist ein hohes Alter, sodass die meisten Krankheitsfälle ab dem 70. Lebensjahr auftreten (sogenannte Altersdemenz). Doch auch andere Faktoren, wie etwa die genetische Veranlagung, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, Alkohol- und Tabakkonsum oder mangelnde Bewegung im Alltag können den Verlauf beeinflussen.
Grundlegend wird zwischen primären und sekundären Demenzerkrankungen unterschieden. Primäre Demenzformen sind eigenständige Erkrankungen (wie Alzheimer), die zum Abbau der mentalen Leistungsfähigkeit führen. Sekundäre Demenz ist hingegen die Folge anderer Krankheiten, z.B. Stoffwechselstörungen oder Suchterkrankungen.
Wie verbreitet sind Demenzerkrankungen in der Schweiz?
Demenzerkrankungen sind mit dem steigenden Durchschnittsalter der schweizerischen Bevölkerung eine zunehmend häufig gestellte Diagnose. Nach einer Statistik von Alzheimer Schweiz waren im Jahr 2020 hierzulande 144‘300 Personen von einer Demenzerkrankung betroffen. Fast zwei Drittel davon sind Frauen und nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen wurde die Erkrankung fachärztlich diagnostiziert. Laut Prognosen wird sich die Zahl der Demenzerkrankungen bis 2040 auf ca. 300‘000 Personen verdoppeln.
Demenz betrifft nicht nur die Erkrankten selbst, sondern auch ihre nahen Angehörigen, die sich oft mit Betreuungs- und Fürsorgeaufgaben konfrontiert sehen. Dass Demenz zunehmend zur «Volkskrankheit» wird, stellt das schweizerische Gesundheits- und Pflegesystem vor grosse Herausforderungen. Zugleich bedeutet es jedoch auch, dass Schweizerinnen und Schweizer ein immer besseres Verständnis für den Umgang mit Demenzpatienten entwickeln. Um Begleitung, Betreuung, Pflege und Behandlung von Personen mit Demenz nachhaltig zu verbessern, hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) von 2014 bis 2019 eine nationale Demenzstrategie erarbeitet. Basierend auf deren Ergebnissen befindet sich derzeit eine Nationale Plattform Demenz von Bund und Kantonen im Aufbau.
Wie erkennt man Demenz?
Krankheitsbilder sind ebenso vielfältig und dynamisch wie die Ursachen von Demenz. Auch variieren sie von Person zu Person, sodass eine Diagnose nicht immer leicht fällt. Typischerweise steht am Anfang eine leichte, kaum merkliche Abnahme der kognitiven Fähigkeiten, die sich über den Zeitverlauf verstärkt. Bei der Alzheimer-Krankheit macht sich eine schleichende Abnahme der Leistungsfähigkeit des Kurzzeitgedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit bemerkbar. Bei der vaskulären Demenz sind oft deutlichere Schübe erkennbar. Später weiten sich diese Symptome auch auf das Langzeitgedächtnis aus, sodass Betroffene zunehmend Mühe haben, zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu unterscheiden. Einerseits fehlen Erinnerungen an vergangene Erlebnisse, andererseits erkennen Demenzpatienten manchmal selbst ihre engen Verwandten nicht mehr wieder.
Wieso ist die frühzeitige Erkennung wichtig?
Angesichts dieser Aussichten fällt es schwer, die Diagnose Demenz zu akzeptieren. Dennoch gibt es zahlreiche gute Gründe, rechtzeitig zu handeln. Ein wichtiger Grund ist die Entlastung der Angehörigen und der Vorsorge für den Fall der Urteilsunfähigkeit, da eine Demenzerkrankung die Urteilsfähigkeit der Betroffenen und damit die Verfügungsfähigkeit bei letztwilligen Verfügungen beeinträchtigen kann. Mit dem Vorsorgeauftrag und der Patientenverfügung sind rechtliche Instrumente vorgesehen, um Personensorge, Vermögenssorge, Vertretung im Rechtsverkehr sowie Zustimmung zu medizinischen Behandlungen im Fall der dauerhaften Urteilsunfähigkeit vorab zu regeln.
Mindestens genauso bedeutsam ist die Früherkennung für das Ergreifen vorbeugender Massnahmen: Nur wenn man sich des Demenzrisikos bewusst ist, kann man gezielt – am besten unter ärztlicher Begleitung – Faktoren beseitigen, die das Fortschreiten der Erkrankung begünstigen. Dazu gehören etwa Bluthochdruck, Übergewicht oder hohe Cholesterinwerte. Die wirksamsten Mittel dagegen sind ebenso simpel wie bekannt: Die beste Prävention ist ein aktiver Lebensstil, Bewegung im Freien und eine bewusst gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Vollkornprodukten. Auch Denksport – Kreuzworträtsel, Sudoku oder Karten- und Brettspiele – helfen, Körper und Geist fit zu halten. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Pflege sozialer Kontakte: Ein regelmässiger Kontakt und Austausch mit Freunden und Verwandten schafft nicht nur Lebensqualität, sondern fördert auch nachweislich die geistige Gesundheit.
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