Rund 150‘000 Personen leiden in der Schweiz unter einer Demenz-Erkrankung. Demenz ist der Sammelbegriff für alle Krankheiten, bei denen Gehirn- und Gedächtnisleistung sowie soziale und emotionale Fähigkeiten abnehmen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung ist damit zu rechnen, dass in Zukunft noch mehr Menschen an Demenz erkranken werden. «Wir sind aktuell weit davon entfernt, Demenz heilen zu können. Mit unserer Tätigkeit möchten wir die Gesellschaft wachrütteln und Gelder für die Demenz-Forschung einsetzen, um so die Krankheit behandeln zu können. Einfach abwarten und Nichtstun ist keine Option», so Corinne Denzler, Geschäftsführerin der Stiftung Synapsis.
Den Forschungsstandort Schweiz fördern
Corinne Denzler hat vor rund zwei Jahren die Geschäftsleitung der Stiftung Synapsis übernommen. Zuvor war die Quereinsteigerin in der Hotelleriebranche tätig. Durch eine Freundin von ihr, die jung an Demenz erkrankt ist und mit 53 Jahren an der Krankheit verstarb, wurde Denzler mit dem Thema Demenz konfrontiert: «Die Mehrheit der Demenz-Erkrankten ist zwar älter, aber die Krankheit kann auch jüngere Menschen treffen.»
Indem Synapsis die Demenz-Forschung fördert, will die Stiftung die staatliche und industrielle Forschung ergänzen, um zusätzliche Mittel in die Erforschung der Demenz-Krankheiten – insbesondere Alzheimer – zu investieren, damit Demenz in naher Zukunft behandelbar wird. Einerseits unterstützt Synapsis die komplexe Grundlagenforschung, die den Ursachen der Krankheiten nachgeht. Andererseits setzt Synapsis die Gelder für die angewandte Forschung ein, um Projekte zur Behandlung von Demenz-Krankheiten voranzutreiben: «Wir stärken mit unserem Engagement auch den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Schweiz, indem wir den Aufbau junger Forschungsgruppen fördern», betont Corinne Denzler.
Spendengelder fliessen in Forschung
Das Vermächtnis aus Legaten hat für Synapsis einen hohen Stellenwert. So wichtig diese finanzielle Unterstützung aus Testamenten ist, so schwierig sei sie jedoch zu budgetieren, da sie nicht planbar ist. Meist sind es Betroffene, Angehörige und Freunde oder Menschen mit einem ausgeprägten Interesse an Forschung, die Synapsis in ihrem Testament berücksichtigen. Ein älterer Mann hat seine Unterstützung damit begründet, dass er seine Kinder vor dieser Krankheit bewahren möchte.
«Es sind stets qualitativ hochstehende Projekte, die wir mit den Erträgen aus Legaten fördern können», so die Geschäftsführerin. Um an solche Projekte zu gelangen, führt die Stiftung jährlich eine öffentliche Ausschreibung für Forschende durch. Die rund 50 Gesuche, die jeweils eingereicht werden, unterliegen einem strengen Auswahlverfahren. Dem wissenschaftlichen Beirat von Synapsis, der dieses Verfahren leitet, gehören Expertinnen für Hirnerkrankungen an. Der Beirat prüft die Gesuche, um sie in einem zweiten Schritt internationalen Spezialisten vorzulegen. Je nach Budget kann Synapsis so jährlich acht bis zwölf Projekte unterstützen.
Gehirn und Körper in Bewegung halten
Eines dieser Projekte ist «Brain-IT» an der ETH Zürich im Department für Gesundheitswissenschaften und Technologie. Das Projekt unter der Leitung von Professor Eling D. de Bruin und Doktorand Patrick Manser untersucht innovative Trainingsansätze, um die Prävention von kognitiven Beeinträchtigungen zu verbessern. «Brain-IT» ist typisch für die von Synapsis unterstützten Projekte, die verstärkt auf Digitalisierung und Künstliche Intelligenz setzen. In der ersten Phase der Krankheit, der sogenannten «leichten kognitiven Beeinträchtigung» (MCI: Mild Cognitive Impairment), kommt der Prävention eine zentrale Bedeutung zu.
Viele Betroffene würden sich aufgrund erster Anzeichen von Demenz sozial zurückziehen. Im Anfangsstadium sei es deshalb für den weiteren Verlauf der Krankheit entscheidend, dass sich die Patienten und Patientinnen körperlich und geistig nicht aufgeben. «Bei unserem Projekt liegt der Fokus auf drei wichtigen – aber oft vernachlässigten – veränderbaren Risikofaktoren für kognitive Beeinträchtigungen: körperliche Inaktivität, kognitive Inaktivität und Depressionssymptome», so Patrick Manser, der seit 2020 im Institut für Bewegungswissenschaften und Sport im Rahmen seiner Dissertation zu neuen Behandlungsansätzen bei MCI forscht. Der 28-Jährige ist selbst als Speerwerfer im Leistungssport aktiv und misst dem Einfluss von körperlichem Training auf das emotionale und kognitive Wohlergehen einen hohen Stellenwert bei.
Exergaming verbindet Training und Spiel
Um Studienteilnehmende zu rekrutieren, arbeitet Patrick Manser mit Memory Kliniken und Hausärztinnen zusammen, da die Patienten noch zu Hause wohnen. Das Projektteam von «Brain-IT» hat in Zusammenarbeit mit Patienten und Therapeutinnen ein auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmtes Trainingskonzept entwickelt, das neben körperlicher und kognitiver Therapie auch Atemtherapie anbietet.
Neu am Konzept von «Brain-IT» ist der Einsatz von sogenannten Exergames, der Verbindung von Training und Spiel: Exergames ist ein Kunstwort aus «exercise» und «games» und bezeichnet Videospiele, die durch körperliche Bewegungen gesteuert werden – ein populäres Beispiel ist Nintendo Wii. Die Exergames bei «Brain-IT» müssen patientengerecht gestaltet sein und dürfen nicht zu viele Informationen enthalten.
Das Training findet unter individueller Betreuung bei den Studienteilnehmenden zu Hause statt. Für die Patienten stehe die Lebensqualität im Alltag im Vordergrund, zum Beispiel dank eines stabilen Gangs, sagt Patrick Manser. «Die Studie zeigt, dass das Training auf eine hohe Akzeptanz stösst, die Patienten und Patientinnen Freude am Training haben und sich dieses positiv auf die Trainingsmotivation auswirkt. Auch die bisherigen Daten zur Wirksamkeit des Trainings bezüglich kognitiver Leistungsfähigkeit sind vielversprechend», so der Wissenschaftler.
«Mein Antrieb ist es, dass es den Menschen besser geht»
Um noch verlässlichere Resultate zur Wirksamkeit zu erhalten, planen Professor Eling D. de Bruin und Patrick Manser nach Abschluss der Studie im Jahr 2024 das Projekt mit einer grösseren Anzahl Patienten und Patientinnen im Rahmen eines Postdocs weiterzuführen. «Mich motiviert die gesellschaftliche Relevanz der Demenz-Forschung. Unsere Arbeit beeinflusst das Leben erkrankter Menschen positiv. Dies ist mein Antrieb: dass es Menschen besser geht», so Manser, der an der Schnittstelle zwischen Gesundheitswissenschaften und Technologie forscht.
Er sieht in der durch Technologie unterstützten Kombination von körperlichen und kognitiven Therapieformen noch viel Potenzial. Forschungsprojekte finanzieren zu können, sei jedoch herausfordernd. Im kompetitiven akademischen Umfeld würden zahlreiche Forschende in der Schweiz um die Gelder von Stiftungen, Unternehmen oder des Schweizerischen Nationalfonds SNF buhlen, beschreibt Manser die Situation. Umso glücklicher sei das Projektteam von «Brain IT» über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Stiftung Synapsis.
«Auch ein Superman wie Willis kann dement werden»
Auch die Kommunikation dieser Forschungsarbeiten sei entscheidend, betont Synapsis-Geschäftsführerin Corinne Denzler. Videos, welche die Forschungsprojekte anschaulich erklären, oder Medienberichte, welche die Symptome der Krankheit beschreiben: Die Öffentlichkeit muss mehr über die Krankheit, die immer mehr Menschen betrifft, erfahren.
Denzler ist überzeugt, dass Demenz zukünftig noch sichtbarer wird. Aktuell kümmern sich viele Menschen zwischen 50 und 60 Jahren um ihre demenzkranken Eltern. Umso wichtiger sei es, über Demenz und Alzheimer zu informieren und die Folgen sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen aufzuzeigen. Wenn eine Boulevardzeitung die Demenz-Erkrankung des ehemaligen Hollywood-Schauspielers Bruce Willis thematisiert, sei dies wertvoll: «Die Leute realisieren: Sogar ein Superman wie Willis kann diese Krankheit bekommen», so Denzler.
Es gibt verschiedene Arten von Demenz, denen unterschiedliche Erkrankungen zugrunde liegen. Alzheimer stellt die häufigste Form von Demenz dar, gefolgt von vaskulärer Demenz. Alzheimer entwickelt sich schleichend. Erste Anzeichen sind Gedächtnisstörungen, konkret Veränderungen im Kurzzeitgedächtnis. Bei Alzheimer kommt es zum Absterben von Nervenzellen und einem fortschreitenden Verlust von Gehirngewebe.
Möchten Sie dazu beitragen, dass Forschende den Ursachen der Demenz-Krankheiten nachgehen und wirkungsvolle Behandlungsmethoden entdecken? Indem Sie die Demenz Forschung Schweiz – Stiftung Synapsis mit einem Legat begünstigen, leisten Sie über Ihren Tod hinaus einen direkten und nachhaltigen Beitrag, um Demenz zu stoppen.