Die Zürcher Museums-Bahn ist eine historische Eisenbahn mitten in Zürich. Sie fährt auf den Gleisen der Sihltalbahn mitten im S-Bahn-Verkehr zwischen Zürich Hauptbahnhof beziehungsweise Wiedikon und Sihlbrugg. Walter Huber ist ein knappes Jahr nach der Gründung des Vereins Zürcher Museumsbahn ZMB 1997 dazu gestossen. Der Verein bezweckt die Sammlung, die Renovation und den Erhalt von historischen Schienenfahrzeugen. Die Bahn fährt immer am letzten Sonntag im Monat für die Öffentlichkeit, und zwar von Ostern (April) bis Ende Oktober und am Samichlaustag.
Walter Huber, warum braucht es den Verein ZMB?
Wir erhalten und betreiben die alten Fahrzeuge der Sihltalbahn. Unsere Fahrzeuge rollten früher alle im Sihltal und sind Zeitzeugen der Industrialisierung und der ersten stürmischen Entwicklung der Stadt Zürich. Damit erhalten wir altes industrielles Kulturgut am Leben und können vor allem jüngeren Menschen die Geschichte der Eisenbahn im Kanton Zürich erlebbar machen und Familien ein tolles Erlebnis bieten.
Wie sind Sie zum Verein gestossen?
Motiviert hat mich ein Inserat in einer Modelleisenbahnzeitung: «Bei uns können Sie Lokomotiv-Führer werden», stand darauf. Bis es dann soweit war, hat es ziemlich lange gedauert. Das Eisenbahnfahren hat aber für mich bis heute eine riesige Faszination.
Was macht diese Faszination aus?
Die Eisenbahn als System wurde über die Jahre zur riesigen Herausforderung. Die systemischen Anforderungen sind massiv angestiegen. Ich bin echt fasziniert, dass ich mit den technologischen Veränderungen bis heute mithalten konnte. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass es auch in Zukunft noch Freiwillige gibt, die diese Verbindung von Gestern zu Heute lebbar machen.
Welche Aufgaben erfüllen Sie im Verein?
Neben den direkten Aktivitäten rund um das Eisenbahnfahren habe ich mehrere Aufgaben inne. Hier konnte ich so viel lernen und so viel bewegen. Seit Eintritt in den Verein bin ich Kassier. Weiter wirke ich als Koch im Küchenwagen. Wir kochen für unsere Gäste frisch auf dem fahrenden Zug. Es folgte die Ausbildung zum Rangierlokführer, mit eidgenössischem Ausweis. Meine Erstausbildung erhielt ich als Hotelkaufmann. Heute bin ich als Treuhänder tätig. Besonders stolz macht mich, dass meine älteste Tochter jetzt meine Chefin ist.
Zurzeit steht die 100-jährige Dampflokomotive still. Was passiert mit der Bahn im Winter?
Die Zeit von Samichlaus bis hin zu Ostern braucht es, um durchzuatmen und die umfangreichen Unterhaltsarbeiten an den Dampfloks, den elektrischen Triebwagen, an den Rangiertraktoren und den Wagen auszuführen. Die Arbeit geht uns nie aus, und wir sind um jede, auch neue Hand froh.
Welches ist Ihre Lieblingsstrecke oder wäre Ihre Lieblingsstrecke, wenn Sie frei wählen könnten?
Wir fahren mit unseren Zügen vor allem im Sihltal. Da gehören wir hin, das entspricht dem Vereinszweck. Auch die Seestrecke von Wiedikon über Thalwil, Horgen-Oberdorf nach Sihlbrugg befahren wir häufiger. Mit den elektrischen Triebwagen ist der Radius grösser. Mit dem roten Triebwagen aus dem Jahre 1968 waren wir schon zweimal auf grosser Fahrt in Österreich, bis hinunter nach Graz.
Wofür verwenden Sie die Spenden für die ZMB?
Der Erhalt von historischen Eisenbahnfahrzeugen ist extrem kostenintensiv. Und – so ist das halt mit über 100-jährigen Preziosen – es geht immer wieder etwas kaputt. Für die Reparatur braucht es Spezialisten. Menschen mit entsprechenden Kenntnissen und Fähigkeiten werden leider auch immer seltener und wir «Alten» werden immer weniger. Eisenbahnfahren ist wirklich aufwändig. Stellen Sie sich vor: Die ZMB verkehrt mit ihren Zügen mitten im S-Bahn-Verkehr der SZU Sihltal Zürich Uetliberg Bahn! So werden etwa die Vorschriften immer dichter, genau wie bei der Fliegerei. Für alles braucht es eine spezielle Befähigung oder Prüfung. Um die Anforderungen des Bundesamts für Verkehr zu erfüllen, haben wir in den letzten drei Jahren für den Unterhalt unseres Rollmaterials rund 450’000 Franken aufgewendet. Dieses Geld haben wir gesammelt oder teils ausgeliehen. Bis heute haben wir es immer geschafft, Enthusiasten, Spender und Sponsoren zu finden, die uns unterstützen. Die Geldsuche hört nie auf.
Im Moment sind beide elektrischen Triebwagen aus den Jahren 1924 und 1968 in Revision, dafür brauchen wir rund 250’000 Franken.